Das kennt wohl jeder von uns: eine wichtige Entscheidung steht an und wir zerbrechen uns den Kopf: Habe ich alle Aspekte berücksichtigt, ist es der richtige Weg? Soll ich das Risiko eingehen? Und was will mir dieses mulmige Gefühl sagen? Wie trifft man eigentlich eine gute Entscheidung?
Vielen Menschen ist der Unterschied zwischen Kopf und Herz klar, aber was ist mit dem Unterschied zwischen Intuition und Bauchgefühl? Woher kommen die Gefühle und woraus entstehen sie? Worauf hörst DU in den meisten Fällen?
Um zu guten Entscheidungen zu kommen, sollten wir möglichst alle 3 Entscheidungsebenen in Einklang bringen: Kopf – Bauch – Herz
Nur wie spricht man diese Ebenen an und was signalisieren sie uns?
Der Kopf
Dies ist natürlich unser Verstand. Er sammelt Fakten zu einem Thema, wägt Vor- und Nachteile ab, um zu einer gut durchdachten, rationalen Entscheidung zu kommen.
Hierbei gibt es allerdings ein paar Probleme, die uns zum Teil schlaflose Nächte bereiten können:
1. Alle Aspekte berücksichtigt?
Man kann sich nie sicher sein, an alles gedacht zu haben, gerade bei großen, komplexen Entscheidungen, gibt es sehr viele Dinge zu berücksichtigen. Deshalb zermartern wir uns manchmal wochen- oder monatelang den Kopf, um auch ja alles gut zu durchdenken. Und selbst wenn wir alles vorausgedacht und geplant haben, kommt letztlich häufig das wahre Leben dazwischen und wirft etwas über den Haufen.
2. Das Ego schaltet sich ein
Manchmal schaltet sich noch unser Ego ein, was nichts mit unserer wirklichen Persönlichkeit zu tun hat. Beispiel Gregor: ihm wird eine tolle Position angeboten – Teamleitung, attraktives Gehalt, Firmenwagen. Eigentlich ist eine Führungsposition gar nicht sein Ding. Er liebt seinen Spezialistenjob, wo er der geschätzte Experte ist. Aber da blitzt das Ego durch und sagt ihm: „Das ist doch eine Aufstiegsmöglichkeit mit mehr Prestige und Status. Die Leute werden Augen machen.“
3. Der Neandertaler in uns
Im Stammhirn des Menschen gibt es einen Bereich, der noch den Entwicklungsstand des Neandertalers besitzt. Ja! – kaum zu glauben, aber wahr. Dieser bevorzugt immer den Status Quo, solange die Grundbedürfnisse gut versorgt sind. „Warum sollte ich etwas ändern? Es geht mir doch eigentlich gut.“
Veränderung bedeutet: Ungewissheit, mögliches Risiko und einen zusätzlichen Energieverbrauch, was theoretisch die Existenz gefährden könnte (zumindest damals in der Steinzeit ;-).
Wer immer auf Nummer sicher geht, bleibt stehen und entwickelt sich nicht weiter. Diese Menschen rufen ihr Potenzial nicht ab. Um dies zu leben und tiefe Zufriedenheit und Freude zu empfinden, muss man die Komfortzone auch mal verlassen.
Veränderung bedeutet Ungewissheit und mögliches Risiko, bis hin zur Existenzgefährdung. Deshalb möchte der Verstand meist lieber alles beim Alten belassen.
Vor dem Hintergrund sollten wir die anderen Entscheidungsebenen in uns nicht einfach wegdrücken, weil wir ein vernünftiger Mensch sein wollen. Der Bauch und das Herz haben noch viele andere Informationen für uns parat, ohne dass wir ewig grübeln müssen.
Der Bauch
Mit dem Bauch trifft man emotionale Entscheidungen. Das Bauchgefühl ist das Ergebnis unserer gesamten Lebenserfahrung und somit ein wertvoller Fundus. Unsere Erfahrungen werden im Gehirn im limbischen System gespeichert, in Form von Emotionen und körperlichen Signalen, den sogenannten somatischen Markern.
Viele Menschen kennen das mulmige Gefühl in der Magengegend oder ein Kribbeln im Bauch, welches uns bei Entscheidungen hilft.
Nehmen wir den gestandenen Manager mit vielen Jahren Businesserfahrung als Beispiel: er braucht für eine Entscheidung nicht 5-6 Analysen zu einem Thema, spätestens nach der 2. Analyse trifft er die Entscheidung. Aufgrund seiner Erfahrung hat er ein konkretes Bauchgefühl, ob etwas funktionieren kann oder nicht.
Überprüfung des Bauchgefühls
Weil das Bauchgefühl auf unseren Erfahrungen beruht, kann es natürlich auch vorkommen, dass es sich irrt. Wenn man ein mulmiges Gefühl hat, kann man sich deshalb fragen:
- Habe ich bisher genug Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt?
- Ist mein Gefühl wirklich berechtigt? Oder ist es nur das mulmige Gefühl vor etwas Neuem?
Das Bauchgefühl ist vor allem nützlich, wenn es sich um schnelle Entscheidungen dreht: „Gehe ich durch die dunkle Gasse oder lieber nicht?“ Sprich in Situationen, wo wir schnell und z.T. existenziell reagieren müssen.
Bei langfristigen Entscheidungen wie: “Soll ich den neuen Job annehmen? Soll ich auf Auslandsreise gehen? Soll ich heiraten?“, da empfiehlt es sich vor allem seine innere Stimme, sein Herz zu befragen.
Das Herz
Unsere Intuition: das tiefe innere Wissen, wer wir wirklich sind, welches aus unserer Seele kommt. Es äußert sich nicht als heftiges Gefühl, wie ein kribbelndes oder furchtbares Bauchgefühl.
Es ist die leise Ahnung, die sich kurz zeigt und unser Herz erkennt sie. Leider schiebt sich meistens blitzschnell der Verstand darüber und verdeckt den zarten Impuls. Bis wir lernen, auf die innere Stimme zu hören.
Wo zeigt sich die innere Stimme?
In der Psychologie sagt man, dass die innere Stimme häufig in der Herzgegend oder im Solarplexus oder im ganzen Körper als eine Gänsehaut zu spüren ist.
Überlege dir eine Situation, wo du ein Gefühl von absoluter Klarheit hattest, in der du etwas einfach wusstest und dachtest: „Ja, genauso ist es!“ Wo hast du das in deinem Körper gespürt? Und wenn du dich nicht erinnern kannst, achte zukünftig einfach mal auf solche Momente und spüre in dich hinein. Und merke dir dieses Gefühl.
In der Herzgegend fühlt es sich z.B. in dem Moment weit offen an, wenn es das Richtige für dich ist oder es fühlt sich eng an, wenn es nicht zu deiner Persönlichkeit passt. Den Zugang zur inneren Stimme erlangt man durch Vertrauen und Erfahrung. Deshalb ist es sehr sinnvoll, in unserer schnelllebigen und „beschallenden“ Welt, regelmäßig in sich hineinzuhorchen.
Es gibt verschiedene Tools zur besseren Wahrnehmung der inneren Stimme. Hierzu zählt vor allem das Meditieren. Du kannst dir aber auch einfach einen ruhigen Moment nehmen, es dir im Sessel gemütlich machen, die Augen schließen, ein paar mal tief einatmen und dir dann innerlich Fragen zu wichtigen Themen stellen. Es hilft, wenn du die Frage so stellst, dass nur Ja-/Nein-Antworten kommen können. Schaue einfach, was passiert. Erwarte beim ersten Mal nicht gleich Wunder was. Je häufiger du es bewusst durchführst und in dich hineinlauschst, desto eher kommen Dinge hoch.
Jedes mal, wenn du deiner Intuition, der inneren Stimme folgst, wird sie stärker und klarer.
So gehen im Idealfall alle drei Ebenen Kopf, Bauch und Herz bei einer Entscheidung Hand in Hand.
Herausforderungen bei der Entscheidungsfindung
Die Meinung anderer
Als soziale Wesen tendieren wir häufig dazu, andere Menschen nach ihrer Meinung zu fragen und uns danach zu richten. Du auch?
Es ist grundsätzlich nicht schlecht, Ratschläge von anderen anzuhören und auch mal anzunehmen. Vielleicht sieht ein Außenstehender einen Aspekt, den du bei deiner Entscheidungsfindung übersehen hast.
Bist du jedoch mehr auf die Meinung der anderen fixierst als auf das, was du selbst willst, lässt du dich vermutlich schnell von deinen Träumen, Zielen oder Bedürfnissen abbringen – weil sie unvernünftig, verrückt oder was weiß ich sind.
„Das kannst du doch nicht machen“, „Du kannst doch nicht alles aufgeben“, „Das würde ich mir nochmal gut überlegen“, „Das schaffst du nicht“ sind nur ein paar Beispiele für Sätze, mit denen du rechnen musst, wenn du ein Vorhaben hast, das von der Norm abweicht. Egal, ob es darum geht, einen sicheren Job zu kündigen, weil du dich neu orientieren willst. Deine Beziehung zu beenden, obwohl eure Kinder noch klein sind. Oder du noch ein Studium beginnen willst, trotz deines erfolgreichen Berufslebens.
Diese Sätze schwirren dann in unserem Kopf herum. Der Verstand signalisiert uns, es ist unvernünftig, was das Herz vorhat. Aber was, wenn man es nicht mal versucht? Macht man sich nicht irgendwann Vorwürfe?
Jeder weiß tief in seinem Inneren am besten, was das Richtige für ihn ist.
Der Zwiespalt
Falls es einen Zwiespalt gibt, muss jeder für sich selbst entscheiden, welcher Entscheidungsebene er folgen will. Dies hängt auch von der Persönlichkeit ab, wie risikobereit und mutig jemand z.B. ist. Ich persönlich habe mich nach meinen Erfahrungen entschieden, der inneren Stimme mehr zu vertrauen, als dem Rest. Denn das Herz spricht aus der Seele, wer wir wirklich sind und bringt die reinsten Entscheidungen ohne jegliche Manipulation des Egos oder von außen.
In jedem Fall sollte man bei einem Zwiespalt im Nachgang die Entscheidung reflektieren, ob es z.B. gut war, dem Verstand zu folgen.
Selbst wenn sich irgendwann herausstellen sollte, dass ein anderer Weg doch besser oder leichter gewesen wäre. Jetzt hier und heute ist deine Entscheidung die beste, die möglich ist. Und falls es wirklich ein „Fehler“ gewesen ist, hat man wieder eine Menge dazu gelernt und sich in jedem Fall weiterentwickelt.
Mit meinen Kunden arbeite ich bei Entscheidungsthemen daran, wie man jede Ebene bewusst wahrnimmt. Ich stelle mögliche Tools vor, mit denen du die Ebenen befragen kannst und so zu einer schlüssigen Entscheidung kommen kannst.
Haben wir erst den Zugang zu unserer Intuition gefunden, ersparen wir uns das ewige Grübeln und Abwägen. Entscheidungen fallen viel leichter.
Ich hoffe der Artikel konnte dir ein paar Anregungen geben. Wenn er dir gefallen hat, teile ihn gerne.