Die Psychologie definiert fünf innere Antreiber für uns Menschen. Jeder besitzt 1 -3 ausgeprägte Antreiber. Sie geben uns Sicherheit und liefern uns eine innere Kraft, ohne die man im Leben einiges nicht geschafft hätte. ABER – sie können auch Stress verursachen, unser Verhalten einschränken und letztendlich zu Burnout führen, wenn sie zu stark ausgeprägt sind.
Antreiber beeinflussen unser Denken, Fühlen und Verhalten. Dies passiert vorwiegend unbewusst.
Wichtig ist es, seine Antreiber zu erkennen und zu hinterfragen, ob er gerade sinnvoll ist oder nicht. Dann kannst DU ihn bewusst steuern und lässt dich nicht mehr von IHM unbewusst durch die Gegend treiben. Menschen unter dem starken Einfluss ihres Antreibers können nicht mehr wählen, ob sie beispielsweise etwas perfekt machen, sie werden von ihrem Antreiber dazu gezwungen. Sie müssen immer alles perfekt machen, auch wenn es um nebensächliche Dinge geht.
Den Ursprung haben die Antreiber in unserer Kindheit und Jugend, wo sie vom Umfeld geprägt wurden. Wir haben gelernt – ohne es zu wissen – wie wir sein sollen, um geliebt und anerkannt zu werden. Und so lange tragen wir diese Verhaltensmuster bereits mit uns herum.
Jeder Mensch hat mindestens einen inneren Antreiber!
Jetzt fragst du dich sicher, ja welche sind es denn nun? Da die Beschreibung, Probleme und Handlungsempfehlungen pro Antreiber einen Blogbeitrag sprengen würde, habe ich das Thema in zwei Teile aufgeteilt. Heute stelle ich dir zwei Antreiber näher vor.
Antreiber „Sei perfekt“
Menschen mit diesem Antreiber sind überzeugt, dass alles, was sie nach außen zeigen, bis ins kleinste Detail absolut fehlerlos sein muss. Das gilt für Arbeitsergebnisse, Verhalten, Aussehen und alles andere. Jeder Fehler muss unbedingt vermieden werden, um keine Angriffsfläche zu bieten. Diese Menschen laufen ständig ihren eigenen hohen Ansprüchen hinterher.
Nehmen wir als Beispiel Lara. Sie sitzt an einer wichtigen Präsentation für die Managementsitzung und hat diese bereits mit ihrem Chef abgestimmt. Dieser hat sie als „gut“ befunden und freigegeben. Trotzdem überarbeitet sie die Präsentation am Vortag zum 24.mal und verbessert hier und da noch Kleinigkeiten und fügt noch eine Analyse hinzu. Das dauert bis in den Abend hinein und sie ist am Ende des Arbeitstages total erledigt. Die Präsentation ist ein Erfolg, aber es hat sie viel Energie gekostet. Ihr Chef hat die Änderungen nicht mal wahrgenommen, auch nicht die Analyse, denn dazu sind sie aufgrund der Zeitknappheit im Meeting nicht mehr gekommen.
Zweifelsohne haben diese Menschen große Stärken wie Genauigkeit, Fehler schnell zu finden, sie verbessern sich ständig weiter, sind ehrgeizig und weiteres. Aber es bringt auch gewisse Schattenseiten mit sich.
Schattenseiten des Antreibers
- sie spüren einen inneren Druck, es immer noch besser machen zu wollen
- sie sind ständig unzufrieden mit sich selbst
- Angst vor Fehlern: „Das darf mir nicht passieren.“
- sie verlieren Zeit durch das immer noch besser machen wollen
- sie sind überkritisch und haben überhöhte Erwartungen an sich und z.T. auch andere
- sie sind besonders gefährdet für Burnout
Entstanden sein könnte der Antreiber daraus, dass du in der Kindheit nur Aufmerksamkeit und Liebe von deinen Eltern bekommen hast, wenn du perfekte Ergebnisse erbracht hast. Die Frage nach den Schulnoten hallt dir noch heute in den Ohren nach. Du hast versucht, alles zu perfektionieren, um dir eine 1 zu sichern und auf die Art von deinen Eltern Anerkennung zu erhalten. So hast du einen „Sei perfekt“ Antreiber entwickelt.
Wenn du diesen Antreiber bei dir entdeckt hast, kannst du ihn bewusst in bestimmten Situationen unterbrechen, wo er nicht passend ist. Allerdings kann es passieren, dass du umgehend mit den darunter liegenden unangenehmen Gefühlen konfrontiert wirst. Das schlechte Gewissen kommt hoch! Es ist Ausdruck eines unbewussten Themas, das bearbeitet werden sollte. Ein Glaubenssatz, den man immer noch mit sich herumträgt, wie z.B. „Ich bin nicht gut genug.“ Und um das Gefühl zu erzielen – „Ich bin sehr wohl gut genug“, versucht man alles perfekt zu machen. Auf diese Weise ist man nicht angreifbar.
Vorschläge für den Umgang mit dem Antreiber
Statt „Sei perfekt“ sag dir selbst immer mal wieder: Ich darf auch Fehler machen. Aus Fehlern lernt man und entwickelt sich weiter. Gut ist meistens gut genug. Übe dich darin auszuhalten, etwas schon bei 90% für fertig zu erklären.
Das Schlüsselwort für den Umgang mit den Antreibern lautet „Erlauber“.
Definiere dir einen Erlauber-Satz. Wenn du von deinem Antreiber hörst: „Sei perfekt.“, melde ihm einen Erlauber-Satz zurück. Diese könnten in diesem Falle die folgenden sein.
Erlauber-Satz: „Ich darf auch Fehler machen!“ oder „Ich gebe mein Bestes, und das ist gut genug.“
Antreiber „Mach schnell“
Diese Menschen sind ständig in Eile und fühlen sich gehetzt. Sie versuchen, alles möglichst schnell zu schaffen und sind erst befriedigt, wenn alles erledigt ist. Pausen werden gar nicht oder zu wenig gemacht. Die hohe Geschwindigkeit soll oftmals das Gefühl vermitteln, alles unter Kontrolle zu haben.
Beispiel Sarah: Ihre To-do-Liste für den Tag ist lang. Sie muss sich beeilen, um alles zu schaffen. Ihr Tag ist durchgetaktet, und sie erledigt häufig zwei Dinge gleichzeitig. Ein Telefonat ohne nebenher etwas dabei zu tun? Ein No-go. Worte wie „kurz“ oder „schnell“ ziehen sich durch ihren Tag. „Ich muss noch kurz das Paket zur Post bringen.“ „Ich stelle noch schnell die Waschmaschine an.“ Nach einem langen Arbeitstag mähen sie abends „noch schnell“ den Rasen.
Auch diese Menschen haben ihre Stärken. Sie sind hoch effizient und verschwenden keine Zeit, sind Vordenker, haben eine hohe geistige Beweglichkeit, können Projekte und Menschen auf Trab halten und anderes. Aber auch hier gibt es gewisse Schattenseiten.
Schattenseiten des Antreibers
- sie sind in ständiger Unruhe, manchmal hektisch
- sie schätzen Bearbeitungszeiten zu optimistisch ein
- sie machen sich innerlich Druck und fühlen sich getrieben
- sie können schlecht entspannen
- manchmal haben sie zu hohes Sprechtempo
Vorschläge für den Umgang mit dem Antreiber
Statt „Mach schnell“ werde dir klar: Gut Ding will Weile haben. Im Müßiggang und ruhigen Momenten entstehen oft die besten Ideen. Nimm’ Dir die Zeit, die Du brauchst. Erlaube Dir, Pausen zu machen. Dein Körper wird es Dir danken.
Du kannst Dich auch häufiger mal fragen:“Ist das jetzt gerade wirklich eilig?“
Erlauber-Satz: „Ich nehme mir die Zeit, die ich brauche!“ oder „In der Ruhe liegt die Kraft.“
Dein Alltag und Berufsleben werden sich zunehmend entspannen, je häufiger du deine Antreiber entlarvst und ihnen die passenden Erlauber gegenüberstellst.
Im Coaching identifiziere ich anhand des Antreibertests ganz konkret die inneren Antreiber des Kunden. Anschließend spiele ich verschiedene Situationen mit dem Kunden durch, die ihnen das Leben schwer machen. Daraus entwickeln wir eine Strategie für den Umgang und konkrete Handlungsmaßnahmen, die für jeden Menschen sehr individuell sind.
Eine Betrachtung seiner inneren Antreiber lohnt sich immer! Vielleicht hast du ja bereits nach diesen zwei vorgestellten Antreibern eine Ahnung, wer es bei dir sein könnte. Du kannst gespannt auf die nächsten drei Quälgeister sein.